Wer rastet, der rostet
- Dr. Hans Gnahn

- 10. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Sept.

Ich hätte als junger Mann nicht gedacht, dass ich im Lauf meines Lebens immer mehr den Sinn alter deutscher Volksweisheiten verstehen würde. Ein gutes Beispiel dafür ist: "Wer rastet, der rostet". Die medizinische Forschung der letzten Jahrzehnte hat die Richtigkeit der Feststellung „use it or lose it“ immer wieder bestätigt.
Altern hinauszögern
Natürlich ist Altern ein komplexer biologischer Prozess, der nicht vollständig aufgehalten werden kann. Aber: Ein aktiver Lebensstil in körperlicher, geistiger und sozialer Hinsicht ist einer der wichtigsten Schlüssel, um den „Rost“ des Alterns so lange wie möglich hinauszuzögern und die Funktionsfähigkeit und Lebensqualität im Alter zu erhalten. Er wirkt sozusagen wie ein „Rostschutzmittel“. (Die vorangegangen zwei Absätze habe ich von "Google Gemini" übernommen, das ich neben "Deep Seek" zunehmend verwende.)
Früher war körperliche Bewegung normal
Ich habe mir selber verordnet: "Mehr Gehen, weniger Sitzen!" Manche Forscherinnen und Forscher vermuten ja, dass über die Jahrmillionen der menschlichen Vorgeschichte eine gewisse "Faulheit" oder ein gewisser "innerer Schweinehund" für uns Menschen vorteilhaft war, um Kalorien zu sparen. Bewegung hatten unsere Vorfahren mehr als genug. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und erinnere mich daran noch gut. Ich war viel draußen auf den Beinen und habe hart gearbeitet. Oft mehr, als mir lieb war. Endlich sitzen und entspannen zu dürfen, war die Belohnung.
Die radikale Änderung unserer jetzigen Lebenssituation mit zunehmend weniger körperlicher Bewegung ist erst seit weniger als 100 Jahren eingetreten. Also ein verschwindend kleiner Anteil der Menschheitsvorgeschichte. Unsere Biologie hatte nicht die Zeit, sich daran anzupassen. Eine Änderung der Erbanlagen passiert nicht in hundert Jahren, sondern braucht Jahrtausende.
Unsere sozialen Strukturen im Wandel
Gleichzeitig hat sich auch die Sozialstruktur unserer Gesellschaft in den letzten Jahrhunderten radikal verändert. In dem Bauernhaus, in dem ich aufwuchs, lebten drei Generationen unter einem Dach, zeitweilig auch noch zusammen mit Dienstboten. Um einer "Sozialromantik" entgegen zu wirken: das hatte auch gravierende Schattenseiten.
Allerdings war Einsamkeit früher wohl ein kleineres Problem. Wir erkennen zunehmend, dass Einsamkeit ein Gesundheitsrisiko erster Ordnung ist und dass wir dringend Strategien dagegen brauchen. Besonders kritisch ist die Alterseinsamkeit.
Wie geht es uns geistig? Persönlich habe ich den Eindruck, dass die Beschleunigung von gesellschaftlichen Veränderungen immer mehr Mitmenschen geistig überlasten und dass z. B. die Häufigkeit von Depressionen und Angststörung zunimmt. Die britische Zeitschrift The Economist publiziert jährlich einen World Happiness Report. Seit Jahren sind dabei die skandinavischen Länder führend. Österreich belegt Platz 17, Deutschland Platz 22, während die USA auf Rang 24 zurückgefallen sind. Persönlich bin ich der Meinung, dass wir um die vielleicht größte Errungenschaft unserer Gesellschaft kontinuierlich kämpfen müssen: die Soziale Marktwirtschaft und dass wir uns ein Beispiel an den skandinavischen Ländern (aber auch den Niederlanden) nehmen müssen, um unseren sozialen Zusammenhalt zu erhalten.
Welche Lösungsmöglichkeiten haben wir?
Wie schon oben aufgeführt habe ich mir selber verordnet: "Mehr Gehen, weniger Sitzen!" Meine persönliche Erfahrung ist, dass z. B. „Nordic Walking“ in Gesellschaft zu fest vereinbarten Terminen viel Freude macht. Zu gemeinsamen E-Bike-Touren (mit Helm) werde ich in einem späteren Beitrag kommen. Zur Überwindung des „Inneren Schweinehundes“ (wenn ich alleine gehe) hat sich bei mir das Hören von Podcasts und auch Musik beim Gehen bewährt. So wie heute die meisten habe ich immer ein Mobiltelefon dabei mit Schrittzähler. Freue mich – ehrlich gesagt – schon, wenn der Schrittzähler nach 10.000 Schritten am Tag mir einen kleinen Konfettiregen auf dem Mobiltelefon beschert. In Zukunft plane ich die Verwendung einer Smartwatch, die viele meiner Patienten erfolgreich einsetzen.
Bitte barrierefrei
Eine herzliche Bitte an diejenigen Leser, die in Politik (insbesondere der Kommunalpolitik) aktiv sind: Bitte setzen Sie sich für Barrierefreiheit ein. Die zunehmende Zahl unserer Mitmenschen, die auf die Verwendung eines Rollators oder sogar Rollstuhles angewiesen sind, werden es Ihnen danken.
Und – eine positive Lebenseinstellung erleichtert vieles. Große Populationsstudien haben gezeigt, dass Optimismus lebensverlängernd ist. Mein lange verstorbener Onkel mit gleichem Vornamen wie ich hat immer gesagt: "Kopf hoch, wenn der Hals auch dreckig ist!" Bitte unterstützen Sie Mitmenschen, die an psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen leiden. Es gibt heute wirksame Behandlungsmöglichkeiten, die Sie gegebenenfalls auch selber wahrnehmen könnten.


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