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Die wissenschaftliche Medizin und die kindliche Neugier

Aktualisiert: 14. Sept.

Symbolbild
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Als Kind muss ich eine ziemliche Nervensäge gewesen sein mit meiner ständigen Fragerei. Glücklicherweise hatten meine Eltern und insbesondere mein Onkel Hans (der damals noch in demselben bäuerlichen Mehrgenerationenhaus lebte) dafür (meistens) Verständnis. Onkel Hans hatte zum Beispiel Bienen (von ihm liebevoll "Bienlein" genannt), hat mir viel über sie erzählt und noch heute habe ich ein besonderes Verhältnis zu Bienen.  

 

Was ist Neugier?

Schon das Wort „Neugier“ hat für manche Zeitgenossen einen nicht unbedingt positiven Beigeschmack. Mich hat meine kindliche Neugier ein Leben lang begleitet und ich bin meinen Zeitgenossen damit weiter mitunter auf die Nerven gefallen. Daraus hat sich aber etwas für mich besonders Wichtiges entwickelt, nämlich meine Liebe für die Wissenschaft. 

 

Die wissenschaftliche Entwicklung in Europa führte zum bedeutenden Zeitalter der Aufklärung im 18. Jahrhundert.  Ein Jahrhundert zuvor wurde Deutschland noch von einem verheerenden, teilweise religiös motivierten Krieg heimgesucht, dem "dreißigjährigen, dem schrecklichen Krieg" (1618-1648). In dem bayerischen Regierungsbezirk Oberpfalz, in dem ich aufgewachsen bin, spürt man nach meinem Gefühl heute noch die Nachwirkungen dieses fürchterlichen Krieges. Mit der Aufklärung endete zum Beispiel auch die Hexenverfolgung. 

 

Die Medizin hat lange gebraucht

Immanuel Kant, einem großen Deutschen und wichtigen Philosophen der Aufklärung, wird der Ausspruch zugesprochen: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" 2024 war der 300. Geburtstag von Kant und viele haben darauf hingewiesen, dass wir kontinuierlich für die Aufklärung kämpfen müssen. Die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland war ein schrecklicher Rückfall ins 17. Jahrhundert. 

 

Übrigens hat die Medizin aus meiner Sicht besonders lang gebraucht, um zu einer echten Wissenschaft zu werden. Noch im 20. Jahrhundert gab es in der Medizin "Schulen" und "Lehrmeinungen". Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich das wissenschaftliche Prinzip der evidenzbasierten Medizin durchgesetzt. Früher undenkbar gewesen, ist es jetzt möglich, dass ein kleiner Landarzt einen großen Universitätsprofessor nach einem Vortrag in der Diskussion fragen kann: "Wo ist die Evidenz für die Behauptung…, die Sie in Ihrem Vortrag aufgestellt haben?"

 

Was ist aber nun "medizinische Evidenz"? 

Sie beruht auf nachgewiesenen medizinischen Tatsachen. Wie werden Nachweise für medizinische Tatsachen erbracht? Kant hat gesagt: "Ich behaupte aber, dass in jeder besonderen Naturlehre nur so viel eigentliche Wissenschaft angetroffen werden könne, als darin Mathematik anzutreffen ist." Das war für die Medizin über Jahrhunderte ein harter Brocken.


Das Zauberwort, um medizinische Fragestellungen gemäß den Kantianischen mathematischen Anforderungen anzugehen und damit schließlich zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen, lautet: randomisierte kontrollierte Studien.  Seit etwa 80 Jahren werden diese durchgeführt und auf ihre Ergebnisse hin medizinische Leitlinien aufgebaut. Diese Leitlinien können sich durchaus ändern, wenn neue Erkenntnisse hinzukommen und müssen regelmäßig aktualisiert werden. Gerade wenn es um teure Medikamente geht, müssen in den Leitlinien sogenannte Interessenskonflikte von Leitlinienautoren offengelegt werden, zum Beispiel mit Pharmafirmen. 

 

Wichtig: Ich empfehle Ihnen medizinische Fragen zunächst mit Ihrem Hausarzt zu besprechen und bin für ein Hausarztzentriertes Primärarztsystem.    

 

Und zurück zur Neugier: Es gibt tatsächlich wissenschaftliche Hinweise, dass ein lebenslanges Lernen und geistige Stimulation eine Art "kognitive Reserve" schaffen und das Risiko des Auftretens einer Demenz vermindern können: Neugier gehört meiner Ansicht nach dazu! Bleib jung! 

 

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