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Gewicht abnehmen - Vorsicht Sarkopenie!


Symbolbild
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Adipositas (Fettleibigkeit) geht in der Regel mit einem deutlich erhöhten Risiko u. a. für Schlaganfall, Herzinfarkt, Demenz einher und kann die Lebenserwartung und was aus meiner Sicht vielleicht noch wichtiger ist, die Dauer der in Gesundheit verbrachten Lebensspanne deutlich verkürzen. Eine Zunahme der Adipositas wurde in industrialisierten Ländern seit Jahrzehnten beobachtet, bemerkenswerterweise nimmt seit der Jahrtausendwende die Adipositas bei Kindern auch in China und Indien zu. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass Übergewicht heute weltweit mehr Menschen tötet als Untergewicht.


Was tun?

Wichtig: Bitte stimmen Sie Ihren Plan einer Gewichtsabnahme mit Ihrem Hausarzt ab. Ich unterstütze ein Hausarzt-zentriertes Primärarztsystem (obwohl und gerade weil ich Neurologe bin).

Aus meiner Sicht sollte das Ziel einer Gewichtsabnahme langfristig verfolgt werden. Kurz- oder mittelfristig verfolgte Diäten sind nach meiner Erfahrung nicht zielführend. Wesentlich ist eine Umstellung der Ernährung auf Lebensmittel, die Ihnen schmecken und auf deren Genuss Sie sich freuen. Eine professionelle Ernährungsberatung ist oft sinnvoll. Sie könnten sich diesbezügliche Empfehlungen bei Ihrem Hausarzt und evtl. auch bei Ihrer Krankenkasse einholen. Persönlich finde ich die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gut und hilfreich.


Sport alleine reicht nicht

Übrigens war ich bis vor nicht allzu langer Zeit der wahrscheinlich irrigen Meinung, dass körperliche Bewegung und Sport über verbrauchte Kalorien direkt zu einer Gewichtsabnahme führen. Es gibt aber immer mehr Hinweise, dass unser Körper die bei körperlicher Bewegung verwendete Energie in anderen Körpersystemen einspart. Zum Beispiel ist bekannt, dass körperliche Bewegung zu einer Verminderung von Entzündungsaktivität im Körper führt. Das spart wiederum Energie ein und ist in der Regel gesundheitsfördernd. Die  Rolle einer chronisch erhöhten Entzündungsaktivität im Körper bei der Entstehung chronischer Erkrankungen (einschließlich Demenz) wird uns immer wieder beschäftigen. http://führen.Es


Die entscheidende Rolle bei dem Ziel einer Gewichtsabnahme spielt also die Ernährung!

Gerade bei einer relativ raschen Gewichtsabnahme verlieren wir aber nicht nur Körperfett, sondern auch Muskelgewebe. Das kann gerade bei Menschen über 70 (also zum Beispiel bei mir) zu einer sogenannten Sarkopenie führen. Es handelt sich dabei um ein meiner Ansicht nach noch zu wenig bekanntes Krankheitsbild, das zu erheblichen gesundheitlichen Folgen führen kann wie zum Beispiel einem erhöhten Sturzrisiko.


Muskelschwund vorbeugen

Hier kommt zur Vorbeugung der Sarkopenie die regelmäßige und möglichst länger andauernde körperliche Bewegung, der Sport und auch gezieltes und vorsichtiges Krafttraining (idealerweise unter kompetenter Anleitung) ins Spiel. Auch eine relativ eiweißreiche Ernährung wird von Sarkopenie-Forschern empfohlen. Es ist bekannt, dass die Muskelmasse vom 20. bis zum 80. Lebensjahr um ca. 40 % abnimmt (so schreibt Prof. Jürgen Bauer, Universität Heidelberg). Beispielsweise schwere Erkrankungen mit Bettlägerigkeit über Wochen können zu einer Abnahme der Muskelmasse um mehrere Kilogramm führen. Gerade bei Hochbetagten kann das dazu führen, dass im Anschluss an eine schwere, wochenlange Erkrankung mit Bettlägerigkeit nachher ein Rollstuhl benötigt wird. Aus meiner Sicht ein starkes Argument für eine Vorbeugung der Sarkopenie spätestens ab dem mittleren Lebensalter.


Wichtig zu beachten bei "Abnehmspritzen"

Besondere Bedeutung kommt aus meiner Sicht der Sarkopenie-Vorbeugung bei Anwendung der "Abnehmspritzen" zu, z. B. Semaglutid (Ozempic und Wegovy) und Tirzepatid (Mounjaro). Mit diesen Medikamenten wird oft eine relativ rasche Gewichtsreduktion erreicht und es muss aus meiner Sicht damit gerechnet werden, dass eben nicht nur Fettgewebe, sondern auch Muskelgewebe abgebaut wird. Nach anfänglicher Skepsis nehme ich jetzt die zunehmende Zahl erstklassiger internationaler Studien zu Kenntnis, die einen signifikanten Effekt von Semaglutid und Tirzepatid zeigen mit einer Reduktion des Risikos unter anderem von Schlaganfall, Herzinfarkt - und Tod.

Neben dem Risiko einer Sarkopenie haben diese Medikamente auch das Risiko von anderen Nebenwirkungen, insbesondere im Verdauungstrakt. Es muss – wie bei jeder Behandlung – eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiko erfolgen.


Medikament bei Demenz?

Besonders gespannt bin ich – wie viele andere – auf das Ergebnis von Ende 2025/Anfang 2026 erwarteten Studien mit der Fragestellung, ob z. B. Semaglutid einen Effekt auf das Auftreten bzw. die Verschlechterung einer Demenz haben könnte. Es ist bekannt, dass zum Beispiel Semaglutid (und damit auch Tirzeptatid) die Entzündungsaktivität im Gehirn erheblich reduzieren kann. Und just diese Entzündungsaktivität im Gehirn gilt heute als einer der Mechanismen bei der Entstehung der Alzheimer Demenz, der häufigsten Demenzform.

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